Redline (2009)

Manche Filme lassen einen mit Staunen zurück und der Animefilm „Redline“ aus dem Jahr 2009 ist zweifellos einer dieser Streifen. „Redline“ ist ein visuelles Monster, ein Comic-Stroposkop in knalligen Farben, ein visualisierter „Science Fiction-Cyber Punk-Bubentraum“, durchgeknallter Japan-Anime-Pop der es einem reiferen, älteren Europäer jedoch bei Leibe nicht leicht macht.

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Der abendfüllende japanische Animespielfilm ist dank der herausragenden Leistungen des „Studio Ghibli“ längst auch im Westen angekommen, doch ist er in seiner Vielfalt in unseren Breitengraden nachwievor ein Nischenprodukt für eingefleischte Fans, Nerds und Geeks. Abgesehen von unzähligen Animeserien im Kinder- und Jugendfernsehen schaffen es noch immer nur sehr wenige dieser Produktionen auch ein Publikum außerhalb Asiens zu finden, geschweige denn in den hiesigen Kinos zu laufen. Zu abstrus sind zum Teil die zugrundeliegenden Stories, zu abseitig und seltsam wirken sie auf die breite Masse des „westlichen“ Publikums. „Redline“ (2009) aus dem eigentlich äusserst renommierten Madhouse-Animationsstudio ist dann auch eines dieser Werke, wenngleich es den „Vorteil“ hat eigentlich überhaupt keine richtige Story zu haben, oder besser: keine die es Wert ist, hier an dieser Stelle tatsächlich ausführlich zu schildern:

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Inhalt:

Saucooler Mann mit „Leningrad Cowboy“-Tolle ist in einer weit entfernten Zukunft Rennfahrer und will das wichtigste Rennen der Galaxies gewinnen. Punkt aus. naja okay…! das war vielleicht doch nicht der gesamte Plot… Saucooler Mann ist Rennfahrer, will gewinnen, verliebt sich, erobert die Frau seines Herzens (ebenso Rennfahrerin) kurz bevor er gewinnt.

Die Story bietet jetzt keine großen Überraschungen, all das, was auf einen zukommen wird, wusste man bereits nach wenigen Minuten. Viel mehr Tiefgang erhält die Story auch nicht dadurch, dass der Held von seinem eigenen Mechaniker beschissen wird, weil dieser in dubiose Wettgeschäfte verwickelt ist oder dass im Laufe der Handlung ein faschistoider Herrscher eines Planeten eine Heer aus blutrünstigen Androiden auf die RennfahrerInnen hetzt.

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Meinung:

Weder werden die verschiedenen Charaktere, noch die Welt, in der sich alles abspielt, genauer vorgestellt, vielmehr dient all das nur als Ausrede um die opulenten Bilderfluten zu gestalten. Was mit den Personen im Film passiert, ist einem letztlich herzlich egal. Das Meiste bleibt glatte, aber zweifellos sehr cool gestaltete Oberfläche. Selbst Logik und einfachste physikalische Grundgesetze werden völlig außer Kraft gesetzt, wenn z.B. eines dieser futuristischen Rennautos auch bei „300.000 Quadrillionen“ km/h  plötzlich im rechten Winkel abbiegt oder wenn einer aus dem Wagen geworfen wird und zu Fuß bei diesen hohen Geschwindigkeiten einfach nachläuft und wieder einsteigt. Nichts wird hier wirklich ernst genommen und – man muss es zugeben – das macht zuweilen durchaus auch Spaß. Die Welt und Charaktere sind so skurril und abgedreht, dass man auch ohne Story ständig überrascht wird, v.a. auch weil es im westlichen Film dazu eigentlich kein Pendant gibt. Überhaupt fällt es schwer Vergleiche heranzuziehen. Der Hauptcharakter erinnert in seiner Coolness vielleicht noch an „Cowboy Bebop“ oder auch an den Protagonisten des Computerspiels von „No More Heroes“, die Zeichnungen z.T. gar, in ihrer Zurschaustellung von ekelhaften Gesichtsausdrücken, an amerikanische Undergroundcomics oder aber auch an die Musikvideos der Band „Gorillaz“. Die Geschwindigkeit der Fahrzeuge wurde glaubwürdig umgesetzt, was v.a. durch ruckelnde Kameraeinstellungen und Soundeffekte bewerkstelligt wird. Zum Teil geht aber auch alles so schnell, dass es kaum mehr nachvollziehbar ist, denn man ist durch die Vielfalt an Ideen, Details und ungewöhnlichen Kameraeinstellungen einfach auch überfordert. Wenn man den Film dann auch noch mit Untertiteln sehen muss und nicht auf eine deutschsprachige Version zurückgreifen kann, wird all das schließlich endgültig zum totalen Chaos. „Redline“ (2009) ist zwar kein guter Film, aber zumindest ein außergewöhnlicher, sodass er durchaus auch (unter bestimmten Voraussetzungen) empfehlenswert ist – ein Anime-LSD-Trip, dessen Bilder einen auch körperlich packen. Danach wünscht sich aber so manch einer wohl eine Hirndusche.

7-star (7/10; wegen der visuellen Umsetzung: okay)

Die endgültige Bewertung muss jedoch relativiert werden! Wer unbedingt eine innovative Story braucht (wie könnte man es demjenigen auch vergelten 😉 ) wird diesem Film nicht viel abgewinnen können (4/10). Wer allerdings auch gerne mal stumpfsinnige Action-Filme sieht, auf einen Trip gehen will; Macho-Gehabe, eine nackte Brust und Kopfschüsse nicht als völlige No-Go’s betrachtet, japanische Schrägheit und nervige Japan-Popmusik nicht völlig ablehnt, sollte sich den Film dann vielleicht doch ansehen (8/10). Sonst ist der Film jedoch bestenfalls okay und wird nur wegen der Qualität und Einzigartigkeit der Zeichnungen gerettet – und so gesehen war es dann auch für mich durchaus ein Erlebnis, welches ich jetzt nicht unbedingt bereue. Gesehen haben muss man diesen Film jedenfalls nicht. Es sei denn man ist Anime-Fan und steht auf visualisierte Bubenträume mit viel Wumms 😉

Trailer:

gesamter Film (Sprache: japanisch, Untertitel: englisch)

https://www.youtube.com/watch?v=uOc-HlJHgfs

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