Vanishing Point – Fluchtpunkt San Francisco (1971)

Ein Mann. Ein Auto. Subversion und die desillusionierten frühen 70er-Jahre. „Vanishing Point“ – eine Nachbetrachtung:

Kowalski, der Ex-Rennfahrer, Ex-Polizist und Ex-Soldat, fand sich in keiner seiner bisherigen Professionen zurecht, er findet auch jetzt seinen Platz in der Gesellschaft nicht. Sein Zuhause ist die Straße, also überstellt er Autos von einem Ort zum anderen. Doch eines Tages platzt ihm der Kragen, er rebelliert gegen das System und all die Einschränkungen der Gesellschaft. So rast er von Denver nach San Francisco ohne sich um Geschwindigkeits- und anderen Verkehrsbeschränkungen zu scheren. Hinter ihm die Polizei, die dieser subversiven Äusserung mit allen Mitteln ein Ende setzen will.

Ein Autorennen quer durch die Staaten war ein beliebtes Thema im Film der 70er-Jahre. Doch „Vanishing Point – Fluchtpunkt San Francisco“ hat viel weniger mit Filmen wie der „Cannonball“-Reihe gemein, als viel mehr mit „Easy Rider“. Kowalski ist der „Outlaw“, der „Lonesome Rider“, der vermeintlich „letzte Held der Straße“ und so stehen dann natürlich auch zunächst die Verfolgungsjagden im Mittelpunkt. Jedoch gibt es in diesem Rennen weder Mitstreiter, noch soll das allein ausschließlich unterhaltend sein. Die zunächst noch simple Ausgangssituation, „Fahre von Punkt A nach Punkt B“, verwandelt sich spätestens in der zweiten Hälfte des Films, wenn dieser dann einen Gang runterschaltet, in einen Spiegel der damaligen Zeit. Dieser zeigt die U.S.A. nach der gescheiterten Hippie-Revolution.

< Die nun folgenden Textpassagen interpretieren den Film und verraten auch überaus viel der Handlung, aber auch Vieles über den Hintergrund. Wenn Du nur wissen wolltest, ob Dir der Film gefallen könnte, solltest Du vielleicht jetzt zur Bewertung und deren Anmerkungen springen und erst nach dem Sehen des Films den gesamten Text hier dann lesen. Dieser ist – so denke ich – zwar für alle interessant, aber im Besonderen für die, welche mit dem Film nur wenig anfangen konnten. Solltest Du ihn aber erst viel später irgendwann sehen wollen, kannst Du sehr gerne auch jetzt schon weiterlesen. Bis dorthin hast Du vermutlich das Meiste ohnehin schon wieder vergessen, oder aber, wenn nicht alles, sondern nur die grundlegende Aussage in Erinnerung bleibt, könnte es sogar helfen, dass Du dann mehr Spaß am Film hast. > 

Ab der Mitte des Films formt sich nun langsam auch, durch die diversen sehr kurzen Rückblenden, ein Bild des Fahrers. Er ist Vietnam-Kriegsveteran, der „die Bedeutung hinter seiner Wunde hasst“, er war bei der Polizei, wo er die Erfahrung machte, dass seine Kollegen die Gerechtigkeit vielmehr vergewaltigen und er war Teil der Protestbewegung, indem er nackt vor dem Gerichtsgebäude demonstrierte. Schließlich verlor er, als seine große Liebe starb, vielleicht auch noch das Einzige was ihm noch Halt gab.

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Dieser Protagonist trifft nun, weil er immer wieder doch mit seinem Wagen anhält, auf andere Menschen. Bisher zeigte uns der Film die anderen Menschen nur beiläufig, die Kamera schwenkte nur an ihnen vorbei, ohne lange Innezuhalten; jetzt werden auch sie Teil des Films und es sind vornehmlich andere Vertreter dieser gescheiterten Revolution auf die der Protagonist trifft. Die letzten Überbleibsel der Hippie-Bewegung haben sich in eine Kommune in der Wüste zurückgezogen, aber Kowalski feiert nicht mit ihnen, er trifft auch auf einen Rocker, dessen Haus ein „Peace“-Zeichen trägt, dem jedoch ein Strich fehlt, eine Verfechterin der freien Liebe, die sich ihm anbietet (woran er aber, weil er seinem Ideal der wahren Liebe nachtrauert, kein Interesse zeigt), kreuzt ebenso seinen Weg, wie schließlich ein homosexuelles Paar, dass in ihrer Verzweiflung, nach der gescheiterten Revolution, ebenfalls zum Outlaw-Pärchen wurde. Letztlich sind es auch die Menschen, die aus ihm, vermittelt über den Radiosprecher, einen Helden machen. Dies erinnert dann z.B. auch an „Bonnie and Clyde“ (1967) oder aber an „Natural Born Killers“ (1994), dessen Drehbuch Tarantino schrieb und der auch ein großer Fan dieses hier vorliegenden Filmes ist.

Kowalski ist Anarchist, doch keiner mit einem intellektuellen linkspolitischen Unterbau, sondern viel mehr einer, der aus dem Bauch heraus handelt. Als er Amok läuft, denkt er nicht mehr nach und er versucht auch die Welt nicht mehr zu ändern, wie dies z.B. in Michael Douglas‘ Rolle in „Falling Down“ (1993) noch zum Ausdruck kommt. Kowalski hat stattdessen viel mehr bereits resigniert. Er ist auch nicht so hysterisch wie der Protagonist in „Falling Down“, sondern völlig ruhig und in sich zurückgezogen; er weiß bereits, dass die Welt nicht zu ändern ist. Das Einzige was ihm, nach dem Scheitern der großen Ideale, noch blieb und was er immer noch verteidigt, ist seine individuelle Freiheit. Das ist freilich ein höchst amerikanischer Zug. Er ist ein (mittlerweile eigentlich ziemlich unpolitisch gewordener) Anarchist des „american dreams“ und des Liberalismus, welcher auf dem Individuum aufbaut. Während sich der von der Politik desillusionierte Mensch von heute ganz in seine Gedankenwelt vor dem Computer zurückzieht, wo auch dieser (vermeintlich) ganz zu sich findet, ist Kowalski aber ein Mann der 70er-Jahre, noch immer ein Mensch der Tat in dieser realen Welt. Er sucht seine Freiheit noch immer im Aussen und nicht im Inneren.

Diese Freiheit wird für einen Amerikaner durch nichts besser verkörpert als durch das Auto. Für einen Europäer ist das nur bedingt in gleicher Weise nachvollziehbar, aber vergleichbar mit dem Gefühl eines 18-Jährigen, der gerade erst den Führerschein gemacht hat und sein erstes Auto kauft. Dieser fühlt zum ersten Mal diese Art der Freiheit, dass er einfach losfahren könnte, wenn er dies nur wollen würde. Dieses Gefühl – so scheint es – hält beim US-Amerikaner allerdings ein Leben lang an. (Meine Großtante in den USA, mittlerweile schon um die 80 Jahre alt, redet nicht vom Sterben und auch dass sie langsam erblindet, ist für sie eigentlich nicht das große Problem, vielmehr hat sie einen Horror davor, dass man ihr den Führerschein wegnehmen könnte. Das ist ihre einzig wirkliche, große Angst und jedes Mal aufs Neue erstaunlich, wenn sie immer nur davon spricht. Ein US-Amerikaner ohne Auto ist amputiert; er fühlt sich nicht mehr als freier Mensch).

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Diese Freiheit, wonach der Anarchist Kowalski mit seinem Auto strebt, wird jedoch vom Establishment durch all seine Gesetze untergraben.  Die Vertreter dieses Establishments sind in diesem Film freilich die unzähligen Polizisten, die ihn mit allen Mitteln aufhalten wollen und die durchwegs einseitig und negativ dargestellt sind: Sie vergewaltigen, sind korrupt, rassistisch, gewalttätig und werden auch des Öfteren als Faschisten bezeichnet. Wie in den „Cannonball“-Filmen, macht sich auch dieser Film über sie lustig, wenn die Kamera von zwei gezeigten Polizisten auf zwei Esel schwenkt, wenn diese, nachdem Kowalski eine Straßensperre durchbrochen hat, selbst zusammenfahren. Das ist hier jedoch zwar amüsant, allerdings weniger „ha ha“-lustig, als viel mehr doch eher ernst gemeint. Der Höhepunkt bzgl. dieses Lustigmachens ist, wenn durch Kowalskis Fahrweise die Straßenarbeiter die Straßenmarkierung versauen, dann zeigt sich, dass Kowalski tatsächlich die Verkehrsregeln verändert hat.

Kowalski ist ein typisch amerikanischer Held, ein radikaler Liberaler, der jegliche Einflussnahme des Staates entweder als kommunistisch oder – wie in diesem Film – als faschistisch betrachtet und in dieser Hinsicht wird er für alle Menschen zum Stellvertreter dieser Freiheit hochstilisiert.

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In dieses Bild des Helden passt dann freilich auch nicht, dass Kowalski durch sein radikal egoistisches Verhalten andere im höchsten Maß eigentlich gefährdet. Er rast ohne auch nur ansatzweise zu bremsen über unübersichtliche Kupeln hinweg, er weiss nicht, was hinter der nächsten unübersichtlichen Kurve auf ihn wartet und es ist ihm auch herzlich egal. Er ist der sympathische Outlaw – für die anderen Menschen im Film ebenso, wie für den Zuschauer vor der Kinoleinwand oder dem Fernseher. So ist es auch nicht verwunderlich, dass dieses Heldenimage in keinster Weise angetastet wird: Er bleibt nach jedem Unfall mit dem Wagen stehen und kontrolliert, ob eh niemand verletzt ist und selbst der schlimmste Unfall, bei dem sich ein Cabrio unzählige Male überschlägt, geht glimpflich und ohne Tote aus, was eigentlich nahezu unmöglich ist. Kowalski ist kein Verbrecher, was auch im Laufe des Films mehrfach betont wird, vielmehr will ihn das Establishment erst dazu machen. Das kommt dadurch zum Ausdruck, dass die Polizei, indem sie Druck auf das homosexuelle Paar ausübt, versucht ihn anzuschwärzen, versucht ihm ein „echtes“ Verbrechen unterzuschieben. Tatsächlich braucht die Polizei diesen Vorwand um ihn zu verfolgen aber eigentlich doch gar nicht.

Fazit:

Wer heute noch den Kick einer Verfolgungsjagd haben will, braucht sich „Vanishing Point“ nicht anzusehen, derjenige schaltet dann einfach besser nur die Playstation ein, denn in diesem Bezug ist dieser Film für heutige Verhältnisse nicht mehr spannend genug. Die Stärken des Films sind vielmehr die (zum Teil) großartigen Bilder und der rockig-soulige Soundtrack (wenn man auf diese Art der Musik steht). „Vanishing Point“ ist zweifellos ein Klassiker des Kinos, dieser wird jedoch zunehmend vergessen und dieser verblasst auch aus gutem Grund mehr und mehr – einfach aufgrund dessen, dass uns diese Zeit fremd geworden ist. Der Regisseur konnte beim damaligen Kinopublikum voraussetzen, dass es die Bedeutung des Films versteht, denn es lebte in dieser Zeit ja auch. Für einen heutigen Betrachter wird die Welt dieser Nach-Hippie-Ära zu wenig ausformuliert als dass wir es noch komplett nachvollziehen könnten. Der Film hat, abgesehen von dieser Amokfahrt, keine besonders ausführliche Handlung. Die Themen auf die der Film eigentlich Bezug nimmt, werden zu schemenhaft und nur kurz angerissen. Dass wir den Zugang verloren haben, zeigt sich auch daran, dass unzählige heutige Rezensienten davon schreiben, dass die Wette das Motiv seiner Raserei wäre. Tatsächlich ist diese aber eigentlich sogar weitgehend irrelevant. Kowalskis Raserei begann bereits vor dieser Szene, sein Motiv ist nicht, dass er diese Wette gewinnen will, sondern vielmehr der Sieg über das Establishment: Dies ist ihm zwar nicht mehr über die Ideale der Hippie-Bewegung möglich, aber hinsichtlich seiner ganz individuellen Freiheit. Weil das Verständnis hierfür heute nicht mehr in gleichem Maß gegeben ist, erwartet sich der Betrachter von heute auch einen gänzlich anderen Schluss. Er wartet unter Umständen auch auf einen Clou, der dem Film und der Raserei am Ende einen Sinn gibt, den man bis dahin einfach nur noch nicht kannte und es ist bezeichnend, dass das Remake aus dem Jahr 1997 gerade auch das in der Handlung verändert hat. Viggo Mortensen, der Hauptdarsteller in dieser neuen Version, rast weil er rechtzeitig bei seiner Frau sein muss. Das macht den Film für den heutigen Betrachter zwar zugänglicher, aber das nimmt ihm eigentlich auch jeden tiefergehenden Anspruch. Tatsächlich ist das Ende des Originalfilms, wenn man die Aussage des Films vorher schon durchschaut hat, durchaus nachvollziehbar und schlüssig. Schließlich bedeutet es nichts anderes, als dass Kowalski bis zum Schluss dieses letzte übrig gebliebene Ideal noch hoch hält. Ab dem Zeitpunkt in dem er diesen Entschluss gefasst hat, schmunzelt er schließlich dann auch, weil er weiss, dass nur er und nicht das Establishment gewinnen kann. Sein Suizid ist keine Niederlage, er lässt sich nicht gefangen nehmen. Er siegt in der radikalen Freiheit.

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Ausgangswertung 6/10; okay bis gut; Der Film ist für den heutigen Betrachter nur mehr bedingt inhaltlich nachvollziehbar.

allerdings +1 Wertungspunkte für jeden Treffer in der folgenden Liste: Du liebst 70er-Jahre-Filme; Du liebst Verfolgungsjagden im Film, Du bist Rocker mit einer Harley Davidson; Du bist Anarchist weniger aufgrund Deiner Gedanken als viel mehr aus dem Bauch heraus; Du bist US-Amerikaner oder liebst dieses Land; du liebst dein Auto, mehr als fast alles andere; Du interessierst Dich für die Post-Hippie-Ära; Du hast ein überaus großes Interesse an Filmklassikern.

7-star (persönliche Flimmerspiegel-Wertung: 7/10; gut)

Wissenswertes:

• Die schottische Band „Primal Scream“ nannte ihr 1997 erschienenes Album: „Vanishing Point“, einer der Hits daraus hieß „Kowalski“.

• In Quentin Tarantino’s „Death Proof“ aus dem Jahr 2007 kommt genau der gleiche Wagen vor (Dodge Challenger). Es ist eine ganz bewusst gesetzte Hommage an „Vanishing Point“, einer seiner Lieblingsfilme.

Regie: Richard C. Serafin; Drehbuch: Guillermo Carbrera Infante, u.a.; Darsteller: Barry Newman, u.a.

Bonjour Tristesse (1958)

Der nach Amerika ausgewanderte Österreicher Otto Preminger gehört zweifellos zu den ganz großen Regisseuren der Filmgeschichte. Wie kaum ein anderer Filmemacher aus jener Zeit hat er sich Tabuthemen gewidmet und diverse gesellschaftliche und filmbranchenübliche Konventionen jener Zeit ganz bewusst umgangen und gebrochen. Zu den herausragendsten Werken aus seinem Oeuvre gehören „Der Mann mit dem goldenen Arm“ (1955), das Portrait eines Heroinsüchtigen, verkörpert von Frank Sinatra, ein Thema das damals eigentlich völlig undenkbar für die große Leinwand war, „Anatomie eines Mordes“ (1959), aber auch „Bonjour Tristesse“ (1958), welcher als Vorbild für die später aufkommende französische „Nouvelle Vague“ Anerkennung fand.

Ich wurde seltsamer Weise erst recht spät auf diesen Ausnahme-Regisseur aufmerksam und zwar hatte dies viel mehr mit meinem zweiten Hobby zu tun. Zeitlebens war ich an jugendlichen Subkulturen und da v.a. an Independent- und Underground-Musik interessiert. So war es wenig erstaunlich, dass ich früher oder später auch viele Menschen im Bekanntenkreis hatte, die selbst Musik mach(t)en. Eine dieser Bands aus meinem Bekanntenkreis hieß „Bunny Lake„, die andere hatte einen Song, welcher den Titel „Bonjour Tristesse“ trug. (einen Song, den ich damals richtig geil fand). Als ich dann bei meinen Recherchen auf Otto Premingers Filmografie stieß, war klar dass ich diese beiden Filme sehen musste. „Bunny Lake is missing“ (1965) zählt seither zum erweiterten Kreis meiner Lieblingsfilme, die Sichtung von „Bonjour Tristesse“ hatte ich allerdings bis zum heutigen Tage aufgeschoben. Je öfter ich aber das Filmcover sah, desto mehr steigerte sich meine Vorfreude auf diesen Film.

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Handlung:

Die 17-jährige frühreife Cecille lebt mit ihrem Vater Raymond ein ausschweifendes und glückliches Leben. Die beiden haben weniger ein familiäres als vielmehr ein freundschaftliches Verhältnis, das die Freiheit und Selbstverantwortung des jeweilig anderen respektiert. Als der Frauenheld Raymond jedoch einer äußerst bestimmenden und gutbürgerlichen Bekannten der Familie einen Heiratsantrag macht, wird der Tochter zunehmend klar, dass ihr bisheriges Leben mit ihr ein aprubtes Ende finden würde. Sie schmiedet eine Intrige gegen ihre Rivalin, was jedoch noch weitaus größere Konsequenzen hat.

Bewertung/Meinung:

Otto Premingers „Bonjour Tristesse“ war letztlich leider nicht der von mir erhoffte neuerlich progressive Film, den ich von ihm mittlerweile fast schon gewohnt war. Während die in schwarz-weiß präsentierte Rahmenhandlung noch viel verspricht, wobei die Qualität der fotografierten Bilder und dann auch vor allem die inneren Monologe mit der Stimme aus dem Off wegen des Clichés zu gefallen wissen, diese charmant und aus heutiger Sicht v.a. auch witzig sind, so ist die in Farbbildern präsentierte Haupthandlung doch recht konventionell.

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Zunächst genießt man noch die Unbeschwertheit der Urlaubsstimmung an der französischen Riviera (welche aber auch für den Film der 50er-Jahre zu typisch ist), doch nachdem die oberflächlichen Ferienromanzen auch bis zur Hälfte nicht an Schwung gewinnen, die Dialoge immer noch oberflächlicher werden, stellt sich langsam so etwas wie beginnende Abneigung gegenüber dem Film ein. Die Handlung ist schließlich für einen heutigen Zuseher viel zu vorhersehbar als dass hier auch nur irgendetwas überraschen könnte. Der Film ist kein Thriller, auch kein Krimi, sondern lediglich eine Familiengeschichte mit oberflächlichen Romanzen, woran sich auch bis zum Ende hin nichts ändert. Die Intrige ist die herkömmliche und bedient sich, wie schon tausendmal gesehen, der Eifersucht. Selbst das Ende konnte man schon 10 Minuten vorher genau abschätzen.

Jean Seberg (bekannt v.a. wegen ihrer Performance in Godards „à bout de souffle“ (dt. „Ausser Atem“) weiß jedoch auch in diesem Film in der Rolle der Tochter zu gefallen, ebenso wie David Niven („Der rosarote Panther“ 1963), der abermals gelungen, wie so oft, den älteren Charmeur spielt. Deborrah Kerr ist in ihrer Rolle als prüde, gutbürgerliche Stiefmutter in spé hingegen ziemlich austauschbar und Mylène Demengeot, das französische Sexsymbol der 50er- und 60er-Jahre, hat zwar tatsächlich auch heute noch ein gewisses Sexappeal (in einer Szene erinnert sie einen gar an die große Ikone Marilyn Monroe), ist jedoch mit ihrem gebrochenen Englisch und ihrem „Schauspiel“ bereits eine mittlere Katastrophe.

Was bleibt ist ein Film, dem die Zeit nicht nur anzumerken ist, sondern der von ihr auch überholt und abgehängt wurde. Leider – zumindest meiner Meinung nach – trotz des großen Einflusses auf die Filmgeschichte kein zeitloses Meisterwerk des ansonsten so großen Preminger. Das beste an diesem Film ist der umwerfend großartige Vorspann von Saul Bass.

5-star (5/10)

Trailer (englisch):